Sicherheit auf der Strasse: Besser fahren heisst weniger Unfälle
Wichtigster Sicherheitsfaktor im Strassenverkehr ist der Mensch. Sicher Autofahren ist eng verbunden mit guter Fahrausbildung. Am auffälligsten ist dies im Zusammenhang mit leistungsstarken Autos.

In den Medien fallen immer wieder Titel wie «Junglenker schrottet 500-PS-Sportwagen» oder «20-Jähriger prallt bei Überholmanöver mit Sportwagen in Leitplanke» auf. Erklärungen wie «übersetzte Geschwindigkeit» oder «zu viel Motorleistung» greifen hier allerdings zu kurz. Passender wäre in den meisten Fällen wohl «schlechter Autofahrer» – meistens handelt es sich ja in solchen Fällen um männliche Unfallverursacher.
Überfordert oder abgelenkt
Zwar sind solche Selbstunfälle aufgrund der oft enormen Personen- und Fahrzeugschäden besonders spektakulär, doch stehen sie «bloss» stellvertretend für die allermeisten Verkehrsunfälle: Schuldig ist weder die Fahrzeugtechnik noch die vielleicht widrigen Sicht- und Witterungsverhältnisse, sondern der Autolenker oder die Autolenkerin. Egal, ob überfordert durch Motorleistung oder abgelenkt durch Telefon und Touchscreen.

Mit dieser Binsenwahrheit müssen sämtliche Verkehrsteilnehmenden leben, obwohl eine sehr einfache Lösung zur Verfügung steht: Fahrkurse. Solange ein Neulenker oder eine Neulenkerin nach der Basisausbildung mit Führerscheinabschluss nicht eine weiterführende Fahrausbildung besucht hat, weiss er schlicht und einfach nicht, dass er bei weitem nicht so gut Auto fährt, wie er glaubt. Das zeigen auch einschlägige Umfragen, in denen sich eine Mehrheit der Autofahrer und Autofahrerinnen als «überdurchschnittlich gute Fahrer» bezeichnen.
Tempolimits, Fahrassistenzsysteme mit Geschwindigkeits- und Abstandsregelung, aber auch Hinweisschilder am Strassenrand mögen in vielen Fällen nützliche Unterstützung bieten. Zur Vermeidung von Unfällen sind sie jedoch nicht sehr effizient. Ein besser ausgebildeter Fahrer dagegen ist in der Lage, Geschwindigkeiten, Strassenverhältnisse und Fahrzeugabstände so einzuschätzen, dass er seine Fahrweise anpasst und damit keine Unfallrisiken eingeht.

Fahrkurse für alle
Gute Autofahrer und -fahrerinnen tragen nicht nur zu mehr Verkehrssicherheit auf der Strasse bei, sie sind auch entspannter hinterm Lenkrad. Und dies ist der allgemeinen Stimmung im Strassenverkehr zuträglich, die aufgrund der heute üblichen Überlastungs- und Stausituationen auf bedenklich niedrigem Niveau ist. Denn gestresste Lenker sind natürlich auch eher unfallgefährdete Lenker.
Der Touring Club Schweiz (TCS) bietet in zehn Fahrzentren schweizweit unterschiedliche Kurse für Personenwagen-, Motorrad- und Nutzfahrzeug-Trainings an. Dort übt man im sicheren Rahmen, was man auf der Strasse unbedingt vermeiden will: Notbremsungen, kontrolliertes Schleudern und schnelles Ausweichen vor Hindernissen. Neben den Standard-Trainings stellt der TCS für Vereine oder Gruppen sogar individuell abgestimmte Kursprogramme zusammen. Die Kurse finden auf Fahrpisten mit Wasserhindernissen, Schleuderplatten und grossen Gleitflächen statt. Dabei soll – mit Auto oder Motorrad – auch für reichlich Fahrspass gesorgt werden.

Da es unter den SUV- und Geländewagen-Fans auch Leute gibt, die mit ihren Fahrzeugen tatsächlich «off road» gehen wollen, organisiert der TCS im Fahrzentrum Betzholz in Hinwil ZH auch Lernfahrten über Stock und Stein. Fahrtrainings und Events des Verkehrsclubs gibt es ausserdem auf der einzigen Rundstrecke in der Schweiz im Zentrum Lignières NE. Weitere spezielle Kursprogramme werden in den Oldtimer- und den Porsche-Pilot-Fahrtrainings geboten.
Schneller unterwegs
Auch der Automobilclub der Schweiz (ACS) unterstützt die Verkehrssicherheit durch ein weit gespanntes Fahrkursangebot. Die Teilnehmenden sollen lernen, wie man das eigene Fahrzeug selbst in schwierigen Situationen im Griff hat. Dabei unterteilt der Club zwischen ganz unterschiedliche Fahrerbedürfnissen und Fahrzeugkategorien. Man kann sich beispielsweise in einem Schnupperkurs über den Wechsel vom Verbrenner zum Elektroauto informieren lassen – von den charakteristischen E-Auto-Eigenschaften über Lademöglichkeiten, Reichweiten bis zur Lösung im Fall einer Panne. Zwei Stunden Elektro-Fahrpraxis gehören ebenfalls zum Kursumfang.

ACS-Fahrkurse für Senioren sind speziell auf Menschen mit langer Erfahrung am Lenkrad ausgerichtet. Dabei sollen Fahrkenntnisse und Theoriewissen aufgefrischt werden. Für eindrückliche Erlebnisse sorgen auch Trainings auf Eis und Schnee. Auf dem Flugplatz in Saanen BE lässt sich das Gefühl des Fahrens auf glatter Fahrbahn verfeinern. Auf diesen Pisten können sogar kontrollierte Drifts geübt werden – Crash-Gefahr besteht dort nicht.
Für die eingangs erwähnten, besonders unfallgefährdeten Neulenker, die gerne mit PS starken Fahrzeugen unterwegs sind, ist unbedingt zu empfehlen, das kleine Einmaleins des Sportfahrers zu erlernen. Zusammen mit aktiven oder ehemaligen Rennfahrerinnen und Rennfahrern werden die Teilnehmenden auf dem Flugplatz Interlaken BE Schritt für Schritt an die technischen und an ihre persönlichen fahrerischen Grenzen geführt. Nächste Stufe: der Lizenzkurs in Hockenheim (D), quasi die hohe Schule des Fahrens. Lizenzierte Instruktoren vermitteln Grundbegriffe und Praxis der rennsportlichen Fahrtechnik. Nach einer Einführungstheorie werden die ersten von insgesamt zehn praktischen Lektionen gefahren. Diese beinhalten Kurventechniken in langsamen und schnellen Biegungen mit variablen Kurvenradien und -neigungen sowie das Fahren von Kurvenradien.

Explizit geschult werden zudem die Fahrdynamik – das Verhalten des Fahrzeuges im Grenzbereich – sowie das sichere Bremsen mit Ausweichen. Nach der zweitägigen Veranstaltung garantiert der Organisator bessere Fahrtechnik und Beherrschen des Fahrzeuges in allen Fahrsituationen. Und der stürmische Junglenker weiss, weshalb er respektvoll umgehen muss mit den 500PS im hinterradgetriebenen Sportfahrzeug. Und natürlich bieten auch die unterschiedlichen Automarken speziell auf Ihre Kundschaft zugeschnittene Sport- oder Winterfahrtrainings an, hier am besten beim nächsten Garagenbesuch einfach mal fragen oder auf der Webpage der Marke nachschauen.

Ungleiche Verkehrsteilnehmer
Doch nicht nur hinterm Steuer gilt es die Verkehrssicherheit zu erhöhen: Gefährliche Situationen ergeben sich auch immer wieder, wenn Autos und Motorräder oder Velos auf den gleichen Strassen unterwegs sind. Da ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Velounfälle im Strassenverkehr sind nicht nur gefährlich, sie belasten auch das Gesundheitssystem ganz ordentlich. Die Suva spricht von 240 Millionen Franken pro Jahr. Mit einer breit angelegten Präventionskampagne und der neuen App Cycle Track will die SUVA dies jetzt ändern. Die App Cycle Track funktioniert wie ein digitaler Coach und unterstützt Velofahrende dabei, ihr Verhalten im Strassenverkehr sicherer zu gestalten. Die App analysiert Fahrten, erkennt riskante Manöver und zeigt auf, wo besondere Vorsicht geboten ist.



