IAA Mobility 2025: Rückblick auf ein Volksfest mit Autos

Sie lebt wieder, die gute alte deutsche Internationale Automobil-Ausstellung (IAA): München demonstrierte, wie eine Messe mitten in der City die Massen anziehen kann. Trotz Schwächen der parallelen Hallen-IAA: So geht das! Und ausgerechnet ein Hybrid-Kleinwagen lief vielen Elektro-Neuheiten den Rang bei den Besuchenden ab.

Eine Autoschau mitten in der City: Die sogenannte IAA Open Space, also der IAA-Teil in der Münchener Innenstadt (hier der BMW-Stand mit dem Highlight neuer iX3), zog Menschenmassen an. Foto: IAA Mobility

Plötzlich regnet es diesen fiesen, feinen Nieselregen. Stundenlang. Eigentlich tödlich für eine Freiluft-Messe wie die IAA Mobility Open Space in München. Doch wie enorm die Zugkraft einer gut gemachten Gratis-Autoschau in der Stadt sein kann, zeigte die IAA eindrücklich: Die gute alte IAA, also die deutsche Internationale Automobil-Ausstellung, geboren 1897 und seit dem Neustart und Umzug von Frankfurt nach München 2021 skeptisch beäugt, bewies bei dieser dritten Austragung im Zwei-Jahres-Rhythmus: Ja, dieses Konzept geht tatsächlich auf und lockt das Volk. In Massen!

Gerade auch die chinesischen Hersteller waren in München enorm präsent. Hier der Stand von BYD. Foto: IAA Mobility

Selbst im Regen bilden sich lange Schlangen beim Lokalmatador BMW, um den neuen iX3 als erstes Modell der «Neuen Klasse» zu bestaunen. Am fast monströsen Mercedes-Stand wird eifrig im neuen GLC probegesessen. Bei VW schieben sich Familien durch die Menge zum neuen T-Roc. Sogar bei Opel, einst Inbegriff des Niederganges einer Marke und nun längst wieder produktseitig prima unterwegs, wird das Merchandising-Store geplündert.

Gewaltig: Im Mercedes-Stand gab es den neuen GLC. Der Stand selbst sah aus wie der beleuchtete GLC-Kühlergrill. Foto: IAA Mobility

Doch nicht nur die Deutschen fahren hier gross auf. Der Stand von Cupra ist ein Designkunstwerk. Bei Polestar zeigt der neue 5, dass die Marke endlich ein adäquates Topmodell hat. Und wo wir vom in China gebauten Volvo-Geely-Spross sprechen: Aus China sind 30 Fahrzeughersteller hier. Bei manchen Markennamen rätseln selbst Branchenkenner: Kennen Sie Linktour? Bayrische Bürgerinnen und Bürger sowie viele Touristen nutzen die Chance, mal anzufassen, wovon man zuvor nur gelesen hat: Da stehen all die Aitos, Denzas, GACs, Leapmotors oder Xpengs. Spannend: Mit BYD traut sich ein Hersteller mit dem Plug-in-Kombi Seal 6 DM-i Touring einen coolen Kombi, während Europäer klassische Kombis zunehmend ausmustern. Sogar Lucid, der Luxus-Tesla aus den USA, oder Togg, eine neue Automarke aus der Türkei, sind da. Und viele der Marken bieten hier in München auch gleich Probefahrten an: 12’000 werden es am Ende gewesen sein. Aber wieso der Andrang? Vielleicht ist es einfach das Flair. Zwischen Ständen der Autohersteller auf einigen der wichtigsten Strassen und Plätze ist gut flanieren: Hier Blumenhändlerin, dort SUV. Hier Biergarten, dort Elektroauto. Überall gibt es Gratis-Gadgets oder -Kaffee, und wem Autos schlicht gar nichts sagen, den lockt vielleicht der Stand der bayerischen Polizei, die Chance auf coole Selfies mit einem Sportwagen, die Cafés dazwischen, die E-Bike-Anbieter, die Konzerte, die Talks mit Formel-1-Stars oder Politikern auf den Bühnen oder der begehbare neue S-Bahn-Zug, wie er ab 2028 den Münchener Nahverkehr bewegen wird.

Stahl vielen teureren Neuheiten die Show: Der neue Renault Clio, wie er Anfang 2026 als Hybridbenziner zu uns startet. Foto: Autosprint

Ein Auto, das offenbar ebenfalls ganz besonders bewegt, glänzt am Stand von Renault. Auch R4, R5 und sogar R5 Turbo sind da, doch so richtig drängen sich die Menschen beim zur IAA enthüllten neuen Clio. Die sechste Auflage fährt auf den ersten Blick gegen den Trend: Nichts mit Strom, der Clio läuft mit Sprit – dies allerdings derart ökonomisch und ökologisch korrekt, dass man ihm das kaum vorwerfen kann: Die 158-PS-Hybridvariante zum Beispiel kommt, wenn es Anfang nächsten Jahres losgeht, auf 3,9 l/100 km respektive 89 g/km CO2 (WLTP). Cool sieht der neue Clio zudem aus, bietet Style und Assistenz satt und ist nur um vernünftige sechs Zentimeter in der Länge gewachsen. Trotzdem: Macht es Sinn, einen elektrischen R5 zu machen und einen hybriden Clio statt jeweils beides? Renault-CEO Fabrice Cambolive antwortet uns: «Als wir die Zwei-Säulen-Strategie beschlossen haben, war uns klar, dass wir trotzdem sowohl regulatorische Auflagen wie Kundenanforderungen erfüllen müssen. Der EV-Zuwachs fällt schwächer aus als erwartet, also müssen wir flexibel bleiben. Bis jetzt scheint unsere Strategie zum Beispiel im Kleinwagensegment aufzugehen.» Anders gesagt: Der Markt will es so. Produktperformance-Vorstand Bruno Vanel ergänzt: «Der Trend geht zum Hybrid.» Dies auch, damit Autofahren nicht zu teuer wird. «Die höheren Restwerte des Hybrids sind ein wichtiger Faktor. Nur dann sind monatliche Raten so tief, dass das Auto erschwinglich bleibt.»

Endlich ein würdiges Topmodell für die Marke: Der neue Polestar 5. Foto: Autosprint

Also alles super an der IAA? Draussen schon: Die IAA Open Space zieht. Drinnen? Naja: Die IAA findet doppelt statt – in der Stadt für das Volk und parallel in der Messe München für Fachbesuchende, genannt IAA Summit. Die Autohersteller sind in den nur sechs belegten der zwölf Messehallen dabei, um ihre Neuheiten zu enthüllen. Allerdings nicht vor Hinz und Kunz, sondern eben Menschen in Kostüm oder Anzug. Das echte Autosalon-Feeling mag da nicht aufkommen. Wo namhafte Marken und Zulieferer ihre Neuheiten und Software, Radar und Lidar und viele E-Komponenten zeigen, ist zwar angemessen Betrieb. Aber die neuen Machtverhältnisse der Autowelt sind deutlich: Denso strahlt da grösser als VW und Google mehr als Mercedes. Das Ganze ist eher wie die für die Autozulieferer gedachte Automechanika Frankfurt, nur kleiner und leerer. Ob das wohl Zukunft hat? Naja. Besonders gross werden unsere Zweifel, wenn wir durch die schlechter besuchten Hallenteile schlendern: Hier und da wird sogar am Stand eingeschlafen mangels Besuchenden, und viele Stände (wie etwa deutscher Bundesländer oder bayerischer Ministerien) sind eher Füller.

Der Hallen-Teil der IAA bot ein durchwachsenes Bild: Zwar gab es viele Autoneuheiten (hier bei Xpeng der neue P7), aber teils auch praktisch leere Bereiche, und Zulieferer wie Samsung hatten grössere Stände als Hersteller wie VW und Co. Foto: Autosprint

Am Ende wird die IAA dank 750 Ausstellenden aus 37 Ländern und deren 350 Produktpremieren in den Hallen zwar doch 69’000 Besuchende vermelden. Aber gegenüber den über 430’000 Besuchenden in der Stadt ist das mager. Da fahren wir doch lieber ziemlich bald wieder mit dem ÖV zurück zur City-Messe – denn dort spielt tatsächlich die Musik. Und wir fühlen uns daran erinnert, was in der Schweiz passiert ist: Wer ohne frische Konzepte eine klassische Hallen-Messe wie die IAA Summit in der Messe München abhält, muss sich fragen, ob das Zukunft hat – wie bei uns einst der verblichene Genfer Auto-Salon. Wer Ideen hat und frische Erlebnisse wie die IAA Open Space in der Stadt bietet, floriert – wie bei uns die Auto Zürich. Die IAA (oder eben IAA Mobility, wie sie jetzt offiziell heisst) dürfte jedenfalls mit dem Freiluft-Teil die Wende gemeistert haben, quasi als Volksfest mit neuen Autos dazwischen. Wir sind gespannt auf die nächste Austragung im September 2027 im deutschen München.

Das Autosprint-Fazit zur IAA Mobility 2025: Ob der Hallen-Teil (hier im Bild) als Fachbesuchermesse überlebt? Man wird sehen. Aber auf jeden Fall ein Erfolg ist die Messe in der City! Und bereits klar ist: Auch 2027 gibt es eine IAA in München. Foto: Autosprint
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