Kaufen, leasen, abonnieren oder teilen? Der beste Weg zum neuen Auto
Wer ein neues Auto anschafft, muss heute nicht mehr bar bezahlen: Ausser dem Direktkauf gibt es etwa Leasing, Auto-Abo oder Carsharing. Doch was passt wem?

Für die ersten sieben Monate des Jahres weist die Autoimporteurs-Vereinigung Auto-Schweiz weiter rückläufige Neuwagenzulassungen aus. Viele Unsicherheiten bremsen derzeit den Markt ein. Doch umso wichtiger wird jene Frage, die sich stellt, wenn dann doch irgendwann ein Fahrzeugersatz ansteht – nämlich jene nach der Finanzierung: Soll ich kaufen, leasen oder abonnieren? Gibt es bereits sinnvolle Wege, ein Auto zu teilen? Möglichkeiten, ein neues Auto in Betrieb zu nehmen, gibt es heute viele. Daher ist es von grösster Bedeutung, die Einsatzbedingungen, die Antriebsart, die Anforderungen an die Fahrleistungen und natürlich die finanziellen Möglichkeiten erst genau zu analysieren.
Barkauf bleibt der Favorit
Weil sich der Automarkt in den vergangenen Jahren so stark gewandelt hat, führte der Touring Club Schweiz (TCS) jüngst eine detaillierte Umfrage durch. Erstaunlicherweise ergab diese: Nur 22 Prozent beschäftigen sich vor dem Autokauf überhaupt mit all den Finanzierungsmethoden. Der Grossteil der Autokundschaft bezahlt das neue Auto sofort und schätzt es, Eigentümer des Fahrzeugs zu sein. Rund 80 Prozent haben ihr Auto bar oder per Überweisung bezahlt, zehn Prozent haben es nach Ende des Leasingvertrags übernommen, nur rund zehn Prozent befinden sich aktuell im Leasing. Das Leasing als Finanzierungsmethode ist also bei der Privatkundschaft noch immer nur beschränkt beliebt. Und Auto-Abos sowie Carsharing? Beide fristen nur ein Mauerblümchendasein.
Silvia und Hansueli kaufen bar
Doch für wen passt was? Silvia und Hansueli sind beide berufstätig. Sie haben Kinder, doch die sind inzwischen aus dem Eigenheim ausgezogen und selbst berufstätig. Unser Ehepaar ist finanziell damit auf der soliden Seite. Silvia und Hansueli ziehen es vor, ihre Autos sofort zu bezahlen und damit die höchste Flexibilität und beste Kontrolle über laufende Unterhaltskosten zu haben. Wie die überwiegende Mehrheit der sogenannten Direktkäufer begründen sie diesen Entscheid mit den ausreichenden Mitteln und der Absicht, das Auto dann auch über eine längere Zeitspanne zu behalten. In anderen Beschaffungsvarianten sehen diese typischen Autokäufer dagegen keinen Vorteil. Ausserdem wollen sie – eine typisch schweizerische Tugend – möglichst Schulden vermeiden. Allerdings sind für diese Beschaffungsart eine vergleichsweise hohe Anfangsinvestition und laufender Wertverlust des Fahrzeugs zu berücksichtigen.
Pia und Kurt leasen lieber
Anders als Silvia und Hansueli ticken die beiden Kreativen Pia und Kurt. Sie sind Mitte dreissig und nicht besonders autoaffin und wollen ihr Geld lieber in Reisen stecken als in den Autokauf. Nachwuchs ist nicht geplant, aber könnte zum Thema werden. Anders gesagt: Pia und Kurt wollen problemlos mobil sein, überblicken die nächsten Jahre, aber langfristig könnte sich alles ändern. Also setzen sie auf gut berechenbare monatliche Raten und erwarten dank des Leasings auch eine stetige Aktualisierung des gefahrenen Modells durch ein neues Modell – denn sie wollen sich nicht mit dem Wiederverkauf auseinandersetzen und obendrein ein junges Auto, das nicht nach grossen Reparaturen ruft. Die Voraussetzung dafür ist selbstverständlich eine stabile finanzielle Situation.

Auch weil sie sich ein elektrisch angetriebenes neues Auto wünschen, haben sich Pia und Kurt für Leasing entschieden. So brauchen sie sich weniger um den Restwert des Fahrzeugs zu kümmern, der bei E-Occasionen derzeit vage ausfällt. Das oft geschmähte Leasing kann hier sehr sinnvoll sein. Mit Leasing erkaufen sich Pia und Kurt das exklusive, zeitlich begrenzte Nutzungsrecht des neuen Autos, ohne dafür viel Geld auszugeben oder einen Kredit aufzunehmen. Eigentümer des Autos sind sie als Leasing-Nehmer aber nicht, nach Vertragsablauf erhält der Leasing-Geber das Auto zurück.
In der erwähnten Umfrage unter den TCS-Mitgliedern zeigte sich aber auch, dass sich viele Autokaufende von den Leasing-Konditionen abschrecken lassen. Immerhin 60 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich nicht über mehrere Jahre binden wollen. Ausserdem befürchten viele, dass sie mit der Entscheidung fürs Leasen mehr bezahlen. Tatsächlich ist vor dem Abschluss eines Leasing-Vertrags Vorsicht geboten. Schliesslich sind neben den Raten weitere Kostenfaktoren zu berücksichtigen wie obligatorische Vollkaskoversicherung, Reparatur- und Servicevorschriften sowie Rücknahmekosten. Im Vertrag werden ein Zeitraum von meist zwei bis fünf Jahren sowie die maximale Jahresfahrleistung festgelegt. Für eine negative Überraschung kann es sorgen, wenn mehr Kilometer gefahren werden als zuerst erwartet: Die Zusatzkosten fallen oft empfindlich hoch aus. Da die Wartung des Fahrzeugs in die Monatsraten einberechnet wird, verbessert sich umgekehrt die Planungssicherheit. Interessant: Setzen in der Deutschschweiz nur acht Prozent auf Leasing, sind es in der Westschweiz 13 Prozent und im Tessin sogar 18 Prozent.
Tabea greift zum Auto-Abo
Tabea ist Single und lebt in der Agglo. Ohne Auto geht es nicht, aber weder Kauf noch Leasing kommen in Frage: Finanziell wäre ein Barkauf schlicht nicht zu stemmen, auch die Finanzierung eines Kredits dafür schreckt Tabea eher ab, ebenso ein Leasing: Was, wenn sich morgen alles ändert? Tabea entscheidet sich für eine neuere Alternative zu Kauf und Leasing und bezahlt nun quasi als Auto-Flatrate eine monatliche Rate, in der alles eingeschlossen ist – von der Versicherung über Steuern bis zur Wartung inklusive Reifen: das Auto-Abo. Derzeit versuchen viele Anbieter, solche Abos schmackhaft zu machen. Abos, eine Mischung aus Leasing und Miete, bieten einerseits viel Flexibilität hinsichtlich Kilometerleistung und Laufzeit. Je nach Anbieter sind zwischen einem Monat und etwa vier Jahren vorgesehen. Häufig ist das Abo monatlich kündbar, womit Tabea kurzfristig reagieren könnte, falls sie zum Beispiel einen Partner findet, sich Nachwuchs ankündigt oder sie zügelt und in der City gar kein eigenes Auto mehr bräuchte. Teils kann fliessend auf andere Fahrzeuge gewechselt werden. Grundsätzlich fällt die Monatsrate bei kurzer Laufzeit höher aus als bei langer Abo-Dauer. Zu beachten hat Tabea, dass die Auswahl der Fahrzeuge je nach Anbieter eingeschränkt sein kann.

Dennoch bestechen die Vorteile: Während der Laufzeit des Leasings ist man an das Fahrzeug gebunden und kann dieses nicht ohne Weiteres gegen ein anderes Modell tauschen. Dagegen kann man die Laufzeit eines Auto-Abos freier konfigurieren. Da Leasing-Verträge meistens recht komplex sind, gilt es diese genau zu studieren. Wie seriös beispielsweise sind verführerische Angebote wie etwa das Null-Prozent-Leasing? Sind versteckte Gebühren beim Vertragsabschluss zu erwarten? Zu bedenken ist ausserdem, dass ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Leasing-Vertrag mit hohen Kosten verbunden sein kann. Doch ähnlich sorgfältig sollte Tabea die Angebote der Auto-Abo-Anbieter prüfen. Zwar wird auf diesem Gebiet mit Kostentransparenz geworben, doch sind Inklusivleistungen von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Der unvermeidbare Wertverlust des Neuwagens – in den ersten zwei Jahren nach der Zulassung etwa 50 Prozent – sind sowohl beim Leasing als auch beim Abo in Monatsraten einberechnet.
Das Carsharing
Markus hat eigentlich nicht viel für Autos übrig. Markus lebt mit seiner Freundin mitten in der Stadt, hat ein ÖV-Abo und findet es eher unsinnig, ein Auto zu besitzen, das meist herumsteht und dabei Versicherung, Motorfahrzeugsteuer und Parkplatzmiete kostet sowie an Wert verliert. Transportkapazität benötigt Markus selten. Und wenn doch? Markus ist überzeugt, dass sich für urbane Pendler eine Carsharing-Lösung geradezu aufdrängt. Nun kann er ein Auto dann und nur dann nutzen, wenn er es braucht. Als wichtigste Vorteile einer solchen Lösung, wie sie etwa von Mobility angeboten wird, sind die Flexibilität der Fahrzeugart, die Kostentransparenz und die unkomplizierte Logistik zu nennen. Daher ist Markus bestens damit bedient, denn er benötigt eben nur ganz sporadisch ein Auto, kann aber in einem solchen Fall dann mit schneller Verfügbarkeit rechnen und handelt sich keine hohen Monatsgebühren und langfristigen Pflichten ein. Was allerdings auch Markus an nicht mag: Es ist nicht sein Auto, selbst Kleinigkeiten wie sein Handy-Ladekabel muss er also immer wieder mit ins und aus dem Auto nehmen.
Sehr individueller Entscheid
Welche Form der Fahrzeugbeschaffung sich für wen am besten eignet, hängt schliesslich stets von der speziellen Situation ab. So gibt es sowohl für Silvana und Hansueli als auch für Pia und Kurt sowie für Tabea und Markus die passende Lösung. Bleibt noch die Frage nach der Antriebsart. Da scheinen schon die bevorzugten Fahrzeugkategorien den Weg vorzugeben. Bei grossen Limousinen und Sportwagen dürften zumindest für eine ganze Weile noch Verbrennungsmotoren und Kauf oder Leasing im Vordergrund stehen, während auf dem Gebiet der Mittelklassemodelle und Kleinwagen, wo praktischer Nutzen und sparsamer Betrieb im Mittelpunkt stehen, Steckerautos bald einen wesentlichen Anteil gewinnen dürften – auch weil sie per Abo- oder Sharing-Lösung quasi risikofrei getestet werden können.



