Maybach: Die Hochzeitsreise – neu inszeniert

Im Oktober 1925 unternahm das Hochzeitspaar Schmid in einem Maybach Typ 22 eine lange Reise über die Alpen. 100 Jahre danach haben eine Gruppe Journalisten und Freunde der Maybach-Familie die Rundfahrt nachempfunden – in modernen Maybach-Modellen, begleitet von drei Zeugen vergangener Zeiten.

Umrahmen fast 90 Jahre Maybach-Autobaukunst: aktuelle S-Klasse (links) und SW38 Cabriolet. Foto: Maybach/Mercedes

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war eine Reise über die Alpen für viele Menschen ein Traum. Karl Schmid, Ingenieur und Verkaufsleiter der Maybach-Motorenbau GmbH, und seine frisch angetraute Gattin wagten im Oktober 1925 dieses Unterfangen – in einem Maybach-Wagen. In zehn Tagen legten die Schmids auf ihrer Fahrt von Friedrichshafen (D) durch den Schwarzwald, die Westschweiz, über mehrere Schweizer Alpenpässe und schliesslich das Stilfser Joch nach Meran (I) und zurück an den Ausgangsort rund 2200 Kilometern zurück. Ein gut erhaltenes Reisetagebuch und ein Fotoalbum dokumentieren dies ausführlich.

Bild aus dem Fotoalbum zur Hochzeitsreise von 1925. Foto: Maybach/Sammlung des Museums für Historische Maybach Fahrzeuge, Neumarkt in der Oberpfalz

Automobiler Partner des Honeymoon-Paares aus den Roaring Twenties war der Maybach Typ 22 W3, wie er zwischen 1921 und 1928 gebaut wurde. Unter der Karosserie arbeitete ein Reihensechszylinder mit 70 PS und einem Hubraum von 5,7 Liter – genügend, um in der dünneren Alpenluft zu bestehen. Einen Höhepunkt der 1925er-Alpenfahrt stellte der Besuch der nach dem Pass benannten Hunde auf dem Grossen Sankt Bernhard dar. Natürlich durfte dieses Treffen auch beim Revival-Event nicht fehlen. Also das Remake: Artige Bernhardiner-Hunde posieren vor dem noch halb gefrorenen See und der überwältigenden Alpengipfelkulisse.

Ulrich Schmid-Maybach mit zwei Bernhardinern und der neuen S-Klasse von Maybach auf der Passhöhe. Foto: Stephan Hauri

Jahrgänge 1936 bis 2025
Die Flotte der begleitenden modernen Maybach-Modelle umfasste zwei der erst vor kurzem lancierten SL 680 Monogram Series, zwei S-Klassen sowie die SUV-Modelle GLS 600 und EQS 680. Aus Altersgründen deutlich langsamer unterwegs waren bei «Maybach’s 100 Year Honeymoon» die klassischen Maybach-Modelle SW38, ein viertüriges Cabriolet, Baujahr 1936, mit 140 PS starkem 3,8-Liter-Motor, SW 42 Standard-Pullman-Limousine, Baujahr 1939/40, mit 4,2-Liter-Sechszylindermotor und ebenfalls 140 PS sowie der Maybach 57 aus Familienbesitz, auf Basis der Mercedes S-Klasse, Jahrgang 2002, mit 5,5-Liter-V12 und 550 PS.

Maybach SW38, Baujahr 1936, mit 3,8-Liter-Motor 140 PS/103 kW. Foto: Stephan Hauri

Autos, Züge, Schiffe und Luftschiffe
Die Geschichte der Marke Maybach geht jedoch weit mehr als hundert Jahre zurück. Schon 1901 konstruierte Wilhelm Maybach einen Rennwagen, der die damalige Konkurrenz alt aussehen liess, und ab 1907 entwickelte er mit seinem Sohn Karl eigene Motoren. Im Frühjahr 1909 gründete eine Gesellschaftergruppe um Graf Ferdinand von Zeppelin die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH, die Vorgängerfirma der im Juni 1918 gegründeten Maybach-Motorenbau GmbH in Friedrichshafen. Über viele Jahre baute das Unternehmen Motoren für Autos, Züge, Schiffe und Luftschiffe.

Maybach SW 42 Standard-Pullman-Limousine, Baujahr 1939/40, mit 4,2-Liter-Motor (und ebenfalls 140 PS/103 kW). Foto: Stephan Hauri

Zwischen 1919 und 1941 wurden in Friedrichshafen rund 2300 Autos gefertigt, verteilt auf neun Modelle mit Leistungen von 36 bis 200 PS, mit Sechs- und Zwölf-Zylinder-Motoren. Davon sind heute allerdings nur noch 180 Exemplare vorhanden. Vom 1925er Bergbezwinger Typ 22 W3 existiert keiner mehr. 1960 übernahm die Daimler-Benz AG mehrheitlich die Maybach-Motorenbau GmbH, die dann 2005 von der Daimler Chrysler AG wieder verkauft wurde. Zwischen 2002 und 2013 wurde Maybach zudem als eigenständige Marke wiederbelebt.

Daniel Lescow ist seit 2022 Chef von Mercedes Maybach. Foto: Maybach/Mercedes

Dem Erbe verpflichtet
Ulrich Schmid-Maybach, Urenkel von Wilhelm und Enkel von Karl Maybach, steht in vierter Generation für die Werte des Familienunternehmens. 2005 rief er dazu die Maybach Foundation ins Leben. Diese Stiftung ist in den Bereichen Gesellschaft, Ethik, Wissenschaft, Technologie, Kunst und Nachhaltigkeit tätig und fördert unter anderem auch den Nachwuchs der Wilhelm-Maybach-Schule in Heilbronn, deren Vertreter an der 100-Jahre-Alpenüberquerung mit dem Maybach SW 38 beteiligt waren. «Die Alpenüberquerung, die wir aus dem Reisetagebuch und den Fotografien von 1925 rekonstruiert haben, unterstreicht den Pioniergeist, der meine Familie und die Marke Maybach geprägt hat», kommentierte Schmid-Maybach während der Reise.

Neues Mercedes-Maybach-Modell SL 680 Monogram Series. Foto: Stephan Hauri

Ebenfalls für das Maybach-Erbe bedeutungsvoll ist das von Anna und Helmut Hofmann aufgebaute und betriebene Museum für historische Maybach‐Fahrzeuge in Neumarkt in der Oberpfalz, Bayern. Seit den 1980er-Jahren sammelt die Familie «Kostbarkeiten der Ingenieurskunst». Im Museum sind in edler Umgebung neben 20 historischen Maybach-Fahrzeugen auch Motoren, Getriebe und Achsen sowie Dokumente aus der ereignisreichen Geschichte des Unternehmens ausgestellt.

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