Nico Müller: «Ein überragendes Gefühl»

ALS DTM-LEADER UND VATER IM GLÜCK Nico Müller zieht nach zehn von 18 DTM-Rennen 2020 Bilanz. Im Interview spricht der Berner auch über sein Verhältnis zum Teamkollegen und gibt Einblicke ins Familienleben. Über die Hälfte der Saison 2020 hat der DTM-Tross schon absolviert. Wie fällt dein Zwischenfazit aus? Nico Müller: «Natürlich sehr positiv. Vier Siege […]

Nico Müller befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Schon viermal in zehn Rennen durfte er die Schweizer Flagge als Sieger in die Höhe halten.

Über die Hälfte der Saison 2020 hat der DTM-Tross schon absolviert. Wie fällt dein Zwischenfazit aus?

Nico Müller: «Natürlich sehr positiv. Vier Siege sind mir und meiner Crew gelungen und es könnten sogar mehr sein. Ich denke, das spricht für sich. Ich bin sehr happy mit der Arbeit, die wir als Team bisher vollbracht haben. Alle sind top motiviert und machen einen ausgezeichneten Job. Ich fühle mich einfach wohl im Auto und kann abliefern. Von daher war es für mich eine sehr positive erste Hälfte, auf die sich aufbauen lässt.»

Wie fühlt es sich an, die Schweizer Fahne im Parc Fermé hochzuhalten?

Nico Müller: «Es ist ein überragendes Gefühl. Unser kleines Land vertreten zu dürfen auf einer internationalen Plattform wie der DTM ist einfach klasse. Es macht mich auf jeden Fall stolz, einer der Schweizer Rennfahrer zu sein, die unsere Fahne hochhalten – neben grossen Namen wie Marcel Fässler, Sébastien Buemi und Neel Jani.»

Bei acht der bisherigen zehn Rennen hast du auf dem Podium gestanden. Ärgern dich die beiden fünften Plätze dazwischen?

Nico Müller: «Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht so ist. Gerade der fünfte Platz am vergangenen Sonntag war ärgerlich. Einfach weil ich sicher bin, dass wir das Rennen ohne das Sensorproblem gewonnen hätten. Das Auto fühlte sich von der Balance her optimal abgestimmt an. Doch technische Probleme gehören eben dazu. Am Lausitzring hingegen waren andere schlauer als wir, vor allem die Münchner. Das muss man anerkennen und damit kann ich leben.»

Dein Teamkollege Robin Frijns ist dir in der Meisterschaft dicht auf den Fersen. Wie geht ihr damit um, dass ihr beide Titelkandidaten seid?

Nico Müller: «Wir haben wirklich ein sehr gutes Verhältnis. Das ist untypisch. Ich hatte so etwas bisher noch nie in meiner Karriere, und dann noch im gleichen Team. Wir pushen uns gegenseitig extrem. Es ist nicht so, dass schlechte Stimmung aufkommt, wenn einer den Kürzeren zieht. Wir haben zwei so starke Crews im Team und wer den besseren Job macht, hat es sich ganz einfach verdient. Das ist aus meiner Sicht eine sehr gesunde Basis. Ich glaube, dass im Moment unser gutes Verhältnis im Team zu unserer Stärke beiträgt.»

Nico Müller kann auch gut damit leben, wenn sein Teamkollege Robin Frijns vor ihm ins Ziel kommt.

Wie gehst du damit um, der Gejagte zu sein?

Nico Müller: «Tatsächlich fühlt es sich für mich nicht so an. Für mich ist René Rast als der amtierende Meister immer noch derjenige, den es zu schlagen gilt. Zusammen mit seinem Team hat er über die letzten drei Jahre hinweg einen beeindruckenden Job abgeliefert. Auch wenn er im Moment nicht die Meisterschaft anführt, ist er doch immer oben mit dabei. Wir haben noch vier Wochenenden vor uns. Da kann noch sehr viel passieren.»

Du hast souverän das Gerücht widerlegt, dass Rennfahrer, die schon Vater geworden sind, langsamer wären. Hat sich dennoch etwas in deinem Job geändert, seitdem ihr zu dritt seid?

Nico Müller: «Ich denke, wir konnten beweisen, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Das vergangene erste DTM-Wochenende auf dem Nürburgring war aus meiner Sicht das stärkste, das ich je abgeliefert habe. Ich glaube eher, dass unser Glück mit Fynn mehr beflügelt als alles andere. Ich habe mich noch nie so geerdet gefühlt, wie ich es aktuell tue. Und ich bin sehr dankbar, dass ich eine so schöne kleine Familie zu Hause habe, die mich bei meiner Leidenschaft perfekt unterstützt. Daher bin ich mir sicher, dass es mich eher besser macht als schlechter.»

Am 24. August kam Söhnchen Fynn zur Welt. Langsamer ist sein Papa seither nicht, im Gegenteil…

Ist Motorsport bei euch zu Hause angesichts der kurzen Zeit, die du zu Hause verbringst, ein Tabuthema?

Nico Müller: «Nein, wir sprechen viel darüber. Manchmal zu viel. Ich glaube, das ist auch nötig, um das Geschehene zu verarbeiten. Sei es positiv oder negativ. Ich setze mich oft mit Vicky oder meinen Eltern, die direkt nebenan wohnen, einen oder zwei Tage nach den Rennen abends zusammen. Und dann sprechen wir auch darüber, was passiert ist. Die fiebern alle extrem mit und sind wahrscheinlich nervöser als ich an den Wochenenden.»

Wie sehen deine nächsten Wochen aus?

Nico Müller: «Es bleibt sehr intensiv. Dieses Wochenende stehen die nächsten wichtigen DTM-Rennen auf dem Sprintkurs des Nürburgrings auf dem Programm. Danach bleibe ich wohl gleich in der Eifel, da die 24 Stunden auf der Nordschleife folgen. Sie sind für mich immer ein Highlight. Mein Ziel ist, nach unserem Erfolg 2015 nochmals um den Gesamtsieg zu kämpfen. Erst danach habe ich mein erstes Wochenende seit dem DTM-Auftakt von Anfang August frei, bevor wir am zweiten Oktober-Wochenende schon wieder in Zolder fahren werden.»

Das Familienleben mit Partnerin Victoria Paschold und dem Baby kommt momentan etwas zu kurz. Umso mehr geniesst die junge Familie jedoch freie Minute daheim im Berner Oberland.

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